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Unsere Definition von authentisch

Die Definiton von Authentisch

Wenn man sich die Definition von Authentizität bei Wikipedia ansieht, bekommt man diese Antwort:
Authentizität (von gr. αὐθεντικός authentikós „echt“; spätlateinisch authenticus „verbürgt, zuverlässig“) bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“
Im Kontekt der archäologischen und historischen Authentizität lautet die Definition:
Authentizität von verschiedenen aufgefundenen Artefakten (z. B. Kunstwerken, Bauteilen, Münzen, Schriftstücken) bedeutet, dass der zu untersuchende Gegenstand tatsächlich von den Personen, Autoren oder Quellen stammt, von denen er zu stammen vorgibt, also weder Fälschung noch Fehlzuschreibung ist.

Nu, wie lässt sich dies auf die böse "A"-Frage, die einem im Hobby Mittelalter so oft begegnet mit diesen Definitionen beantworten?
Die eine Möglichkeit ist sicher die einfachste: Nur 100% korrekte Nachbildungen von real existierenden Funden kann man als authentisch bezeichnen. Diese Sicht ist sicher eine gültige, aber doch auch eine sehr einschränkende. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Zeitaltern ist die Fundlage der Wikinger doch eher als "bescheiden" zu bezeichnen - vieles ist einfach unwiderbringlich verloren gegangen.

Nehmen wir als Beispiel die Gewandung her:
Stofffragmente sind meist sehr klein - hier lassen sich zwar Webmuster, Fadenstärken und ähnliches ablesen, aber vollständige Kleidungsstücke, aus denen man eine Rekonstruktion herleiten könnte, sind nicht vorhanden.
Daneben existieren noch andere Quellen, wie z.B. Figuren, Schnitzerein oder (wenn auch später aufgeschrieben) Texte, aus denen wir Daten über die Bekleidung herleiten können.
Aber aus den vorhandenen Fragmenten und den anderen Quellen lässt sich mit einer sehr hohen Sicherheit eine mögliche Gewandung rekonstruieren. Unter Hand(werks)arbeiten -> Frauengewandung hat Ronja hier eine schöne Methode beschrieben.

Wir selbst bezeichnen uns als "fundorientiert authentisch"

Aber was verstehen wir genau darunter?

Wir sind keine Kopisten, wir bauen nicht (nur) Funde nach.

Warum?

Genau so, wie bei den Gewandungen. Zum einen ist auch bei archäologischen Funden die Quellenlage in unseren Augen leicht verzerrt. Die meisten Funde sind doch eher der gehobenen Schicht zuzuordnen, in den unteren Schichten waren viele Gegenstände einfach zu wertvoll, um diese einfach "zu verbuddeln". Auch Werkzeuge, Waffen und Rüstungen wurden (wenn sie nicht für eine sehr bedeutende Person einen starken persönlichen Wert besaßen) in der Regel wiederverwendet. Eine Rüstung wurde nicht mit dem Krieger bestattet, sondern geflickt und erneut getragen. Kostet doch selbst ein "einfaches" Kettenhemd oft mehr als den Überschuss, den ein Dorf in einem Jahr erwirtschaften konnte.

Daher ist unser Ansatz hier ein anderer, wir analysieren die Funde und machen uns ein Bild:

Und mit diesen Informationen fangen wir an, neues zu schaffen, z.B. Letzendlich erschaffen wir neues, aber im Stil und mit den Methoden der Wikinger.
Und das ist in unseren Augen viel authentischer, als nur verschiedene Funde immer wieder 1 zu 1 nachzubauen...

Und, wie sieht es nun mit anderen Bereichen aus - z.B. Larp

Oft hört man in Diskussionen "Das ist nicht A, das ist na NUR Larp!" - das finde ich ganz und gar nicht.
Sicher, es ist nicht "A" im Sinne eines realen Zeitalters unserer Welt - aber gibt es nicht auch ein "A", in dem Sinne, dass es einfach "zu der Welt und dem Setting passt"? Dass hier Materialien, Formen, Farben, Werkzeuge, etc. verwendet wurde, die im gegebenen Setting einfach "passen"?

In diesem Kontext kann man das "A" ganz anders definieren und auch diesen Gruppen ein jeweils eigenes "A" zugestehen und damit auch deren (oft nicht minder aufwendigen) Arbeiten den Respekt zollen, den sie auch verdienen.

Quellenangaben Michael