Je nachdem, ob es sich um Glattleder, Splatleder, Brandleder (Brandsohle), oder Wildleder handelt, ist damit nicht die Herkunft, sondern die Bearbeitung gemeint. Die Herkunft führt zu Namen wie Rindsleder, Kalbsleder, Ziegenleder ... . . .. Die Schichten sind bei unbearbeitetem Leder von aussen nach innen (von der Platzierung auf dem Tierkörper gesehen): Die Fell- oder Haarseite, darunter das Kernleder, das den Hauptbestandteil ausmacht, und dann noch die Fleischseite. Je nach Anwendung wird diese mehr oder weniger erhalten. Historisch wurde diese Seite abgeschabt (über dem Schabbaum"), bis keine Fleischreiste mehr daran waren. Diese Entfernung (zusammen mit der Gerbung) sorgt unter anderem dafür, dass das Leder nicht "verrottet" oder "verfault" Heute wird dies mit einer Maschine ähnlich einem Hobel gemacht, dabei wird das Leder auf der ganzen Fläche gleich dick. Auf die unterschiedlichen Stärken an verschiedenen Körperstellen kann keine Rücksicht genommen werden, solle doch die ganze "Haut" als ein Lederstück in den Verkauf oder die Weiterverarbeitung gelangen.
An dieser Stelle ein Aufruf: Wer hat Lust, Leder auf historische Art (und möglichst chromfrei) zu gerben und uns mit diesem Leder zu beliefern. Leider haben wir keinen solchen Lieferanten mehr. Für Tips sind wir dankbar, im Gegenzug könnten wir immer wieder Häute von Rotwild und Wildschwein liefern, die werden derzeit einfach nur weggeworfen, weil sie niemand brauchen kann. Das ist echt Verschwendung pur !
bei der Stoss an Stoss Technik berühren sich die zwei Lederstücken mit den Kanten, überlappen aber nicht. Dabei entsteht auf keiner Seite eine "Wulst" (Verdickung). Das ist manchmal einfach nur aus optischen Gründen erwünscht (z.B. auf der Schuhoberseite), oder aber aus rein funktionellen Gründen notwendig (z.B. innen im Handschuh macht es einfach nur Blasen) Diese Technik setzt Reissfestigkeit und eine gewisse Materialstärke voraus, die Naht soll ja nicht einreissen. Einfache oder doppelte Nahttechnik möglich, wobei die doppelte meist "gekreuzt" ausgeführt wird. Man muss beim Nähen, aber auch schon beim Löcher stechen (Ahle) daran denken, dass die Naht sichtbar bleibt, also auch einen gewissen modischen bzw optischen Einfluss auf das Gesamtbild haben wird.
Bei eine Überlappungsnaht versuchen wir meist, den dadurch entstehenden Wulst und Absatz so gering wie möglich zu halten. Dazu werden beide Lederteile im Überlappungsbereich angeschrägt. Hierzu wird mit einem Ledermesser (oder Hornhaut-hobel, siehe Schuhe) mehrmals schräg eine dünne, gleichmässige Schicht Leder abgetragen. Dabei muss aber genug "Fleisch" bleiben, damit die Naht stabil bleibt. Je nach Verwendung ist ein Wulst auch nicht störend, dann kann auf das An-schrägen zugunsten der Stabilität verzichtet werden.
Ein deutlicher Beitrag zur Flexibilität (oder Arbeitsgeschwindigkeit) ist die Verwendung einer zweiten Nadel. Man kann damit entweder eine doppelte (gekreuzte) Naht in einem Arbeitsgang erledigen, d.h. von einem Ausgangspunkt in EINE Richtung mit 2 Nähten arbeiten, oder aber man nutzt an einer Stelle, wo mehrere Lederteile zusammenkommen, die 2 Nadeln für 2 Richtungen, um ev kleine Ausgleiche noch hinzubekommen, die man erst bei Fertigstellung beider Nähte sehen würde. Hierbei wählt man einen Ausgangspunkt etwa auf der Hälfte der Strecke, oder aber an einem materialbedingten Punkt (z.B. wo drei Teile zusammenstossen). Hier kann man nun in beide Richtungen weiter-nähen. Ob man den Faden an dem Ausgangspunkt erst mal fixiert (Knoten), ist davon abhängig, ob man die Fadenspannung nach dem Nähen eventuell noch nach-spannen möchte, oder ob die Spannung auf dem Faden ev nach den beiden Seiten verschieden sein muss, und sich nicht im Laufe der Zeit ausgleichen soll. Eine solche Nahttechnik ist insbesondere dann sinnvoll, wenn sich durch die Naht (z.B. an einem Schuh) gleich mehrere Formen bilden, und man eventuell noch eine Nachkorrektur-Möglichkeit braucht, weil sich die exakte Form eben erst mit dem Fertigstellen der Naht ergibt. Natürlich könnte man auch einen doppelt so langen Faden verwenden, aber das ist kein tolles Arbeiten. Und man kann dann eben nicht von einem kritischen Punkt aus nach beiden Seiten hin vorrücken, und dabei die Formgebung noch perfektionieren.
Ausserdem sind da ja auch wirkliche Profis drauf gekommen, und die wissen schon, wie es besser oder einfacher geht.
Jetzt wird das Oberleder unter der Sohle herausgenommen und auch nach oben umgebogen, oder : wenn es ein kompletter Wendeschuh wird, dann passiert dieser Schritt beim Wenden: Das eventuell angefeuchtete (gewässerte) Leder wird nun in die neue Form gebogen, gezerrt, und gehämmert. Dabei biegt sich das Oberleder um die Aussenkante der Sohle herum nach oben, aber auch die Sohle selbst wird mit umgebogen, und auch etwas verdichtet. Das ist eine notwendige "Verkleinerung" des Schuh-Innenraums, die beim Zuschnitt mitberücksichtigt werden muss, sonst wird er echt zu klein. Das Umbiegen muss so weit erfolgen, dass die Naht und die Wulst des Oberleders einen deutlichen Abstand zum Boden haben, wenn man die Sohle flach hinlegt, d.h. weder Naht noch Wulst dürfen später den Boden berühren beim Gehen, sie würden das nicht lang aushalten, die Sohle schon. Hierbei bitte berücksichtigen, dass ein Schuh "arbeitet", also sich auch etwas zurück-biegt, im Zweifelsfall lieber ein wenig Biegung mehr. Diese Naht kann man dann später auch noch durch "Versiegeln" schützen und wasserdicht machen, aber sie darf nicht auf den Boden kommen. Wenn man den Schuh ein wenig ruhen lässt, sieht man recht gut, ob er "in Form bleibt", oder noch ein wenig nach bearbeitet werden muss. Wenn es kein Wendeschuh wird, dann bleibt die Spannung erst dann erhalten, wenn die verschiedenen Oberteile des Schuhs ganz vernäht sind, aber keine Angst, man kann ihn auch zusammen-genäht noch nach-hauen Leider kann ich Euch dafür kein Mass nennen, das müsst Ihr selbst "erfahren", es hat auch bei mir mehr als einen Versuch gebraucht.