Logo von Mastermyr fahrende Handwerker in der Tradition der Wikinger
Das soll weder ein Lexikon sein, noch erhebt es Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Wir wollen eher auf ein paar Dinge hinweisen, die wir in dem üblichen Bild der Wikinger immer vermissen: Aber zunächst mal die offizielle WIKI-Definition:

WIKI über den Begriff:

Der Begriff Wikinger bezeichnet Angehörige von kriegerischen, zur See fahrenden Personengruppen der meist germanischen Völker (es gab darunter auch Balten) des Nord- und Ostseeraumes während der Wikingerzeit (800-1050 n. Chr.) Dieser Artikel behandelt die Menschen, die von ihren Zeitgenossen als Wikinger bezeichnet wurden. Die Ereignisgeschichte im Zusammenhang mit den Wikingern wird im Artikel Wikingerzeit behandelt.

Geschichtsschreibung war nicht ihre Stärke:

Da die Wikinger keine eigene Geschichtsschreibung betrieben, stammen die Erkenntnisse über sie zum einen aus den fränkischen und angelsächsischen Chroniken und Annalen, also von ihren erklärten Todfeinden, die sich auch als die Opfer der Wikinger fühlten.
Diese Angaben sind also sehr mit Vorsicht zu geniessen und haben sich oft als falsch herausgestellt.
Zusätzliche, eher neutrale Erkenntnisse stammen aus den Funden bei Ausgrabungen, und die sprechen eine deutlich andere Sprache. Neuere Erkenntnisse auf den Ausgrabungen machen deutlich, das es sich lediglich um einen Sammelbegriff handelt, nicht etwa um ein Volk oder eine homogene Bevölkerung, die hiermit bezeichnet wird. Ausserdem war eine Mehrzahl der so bezeichneten eher bescheiden als Bauern mit ihrem Land verwurzelt und haben an der Seefahrt, egal ob räuberisch oder als Händler, keinen Anteil gehabt.
Es ist also eine Gruppe von echtem "Multi-Kulti", von denen ein geringer Anteil durch Seefahrt Aufsehen erregt und deshalb einen Stempel erhält: WIKINGER. Weitere glaubhafte Informationen stammen aus Berichten von Zeitzeugen, also z.B. den beiden arabischen Besuchen, sowie den Beschreibungen der Engländer und iren, die sie als Invasoren oder Gründer von Handelsstützpunkten kennengelernt haben.
Wir halten uns aber an die offizielle Definition insoweit, als wir auch diejenigen, die nicht zur See fuhren, zu den Wikingern zählen.

Wie wurden sie zu Piraten und Händlern?

Vermutlich war es so eine Art "Mannbarkeitsritus", als junger, männlicher Erwachsener erst mal auf Wiking (grosse Fahrt) zu gehen, und erfolgreich und mit Beute nach Hause zurückzukehren. Nicht bewiesen, aber in den Erzählungen beschrieben und sehr wahrscheinlich. Ein geringer Teil dieser jungen "Abenteurer" fand aber anscheinend soviel Gefallen daran (oder knüpfte entsprechend interessante Kontakte dabei), dass diese Personengruppe sich nicht (wie die anderen) wieder in die eher bäuerlich ausgeprägte Sippe integrieren liess (und darüber wird an vielen Stellen berichtet), von der Sippe auch quasi "ausgestossen" wurde, und so die Möglichkeit vorzog, als Seefahrer ihr "Glück zu machen". Hier spielt jetzt ihre Handwerkskunst eine entscheidende Rolle: Ihre Boote waren die besten dieser Zeit, und ihre Mannschaften verstanden ihr "Handwerk".
Sie verbesserten und spezialisierten ihre 3 hauptsächlichen Bootstypen im Laufe der Zeit noch weiter, und verdienten sich den Namen "Schrecken der Meere" redlich. Dass sie auch den friedlichen Handel sehr clever betrieben und ausbauten, wird nicht mal von ihren Feinden bestritten. So bauten sie ein Handelsnetz mit eigenen Handelsstützpunkten bis nach Russland und die Türkei aus, benutzten aber auch fremde Handelszentren.

Irrtümer der Geschichtsschreibung:

Und hier schlägt die "Einfälligkeit" der Geschichtsschreibung wieder zu:
Sei will uns glauben machen, dass um 800 n. Chr. plötzlich die Wikinger existierten, und schon ausgebuffte Piraten und Seeräuber waren, sowie Händler mit einem weit gespannten Handelsnetz, finstere, bärtige Riesen, die der armen Kirche ihre (ja wo kamen die denn her) Schätze stahlen, und keine Rücksicht auf christliche Menschenleben nahmen (Überfall auf das Kloster Lindisfarne in England).
Also von 0 auf Hundert ohne jeden Anlauf. Sie verfügten plötzlich über ausreichend Schiffe und Krieger, um überall in Nordeuropa nicht nur Überfälle zu veranstalten, sondern auch um Teile von England und Frankreich zu einem von ihnen beherrschten Siedlungsgebiet zu machen.
Wohlgemerkt, das alles innerhalb von 250 bis 400 Jahren, also je nachdem, wie man rechnet, in etwa 15 Generationen.
Zusätzlich noch Grönland besiedeln, nebenbei Amerika entdecken, Handwerk und Kunst fördern....
Auch wenn sie nach heutigem Wissensstand sehr pragmatisch handeln konnten, handwerklich und künstlerisch ziemlich führend waren, ohne Anlauf und Entwicklung wären diese Erfolge nicht möglich gewesen. Und es war ja auch nicht so.
Wenn man die Römische Eroberung der Britischen Insel ein wenig genauer liest, findet man dort viele Klagen sowohl der Britannier als auch der "Besatzer" über Seeräuber, die den Seeweg von und nach Britannien unsicher machten. Die gleichen Beschwerden sind auch von den Franken und allen Bewohnern der Küsten Spaniens, Frankreichs, bis zum heutigen Holland und Deutschland zu hören.
Und nicht etwa ab 800 n. Chr., sondern schon Jahrhunderte früher, bei den Römern ab etwa dem Jahre 0, bei den Britanniern und den anderen etwa ab 400 n. Chr. Nur wurden sie einfach Seeräuber, Piraten, Wäräger, Nordmänner oder ähnlich genannt, nicht aber Wikinger.
Anhand der Beschreibungen erkennt man das gleiche Muster wie bei den Wikingern, ist ja auch kein Wunder, es waren die gleichen Leute!. Was wirklich anders war, und warum sie plötzlich einen solchen Titel bekamen, der Grund liegt in der Kirchengeschichte, und darin, dass diese Piraten entdeckten, welche Reichtümer diese Kirche angesammelt hatte, und wie leicht man an diese "herankam".
Die Wikinger sind mitnichten "plötzlich und fix und fertig" entstanden, sie wurden nur umbenannt und zum Feindbild und Antichristen gestempelt.
Ich gehe sogar noch weiter und stelle die Vermutung an, dass diese Seehändler/Seeräuber schon vor Christi Geburt ihren Anteil an einem (inzwischen nicht mehr bestreitbaren) internationalen Handel hatten, den zu der Zeit noch die Phönizier (bis Cartago 100 v. Chr.) dominierten.
Ob als Konkurrenz zu diesen, oder als Handelspartner, vermag ich nicht zu sagen. Einen wichtigen Anhaltspunkt liefern hier einige Eigenschaften, die beiden geminsam waren, aber ansonsten in der Zeit so nicht üblich waren: Beide hatten nur Erzählungen, keine Geschichtsschreibung, beide waren pragmatisch veranlagt, hatten Sinn für Kunst, sehr gutes Handwerk und Werkzeug, die besten Schiffe ihrer Zeit, waren (vermutlich) mehrsprachig, auf jeden Fall international und sie waren beide Multi-Kulti, also nicht eine homogene Bevölkerungsgruppe, und ihre Waren waren auch weitgehend identisch. Bei beiden kann man (über ihre geschichtsschreibenden Feinde) erfahren, dass sie auch Macht ausgeübt haben, überwiegend zur See, aber auch an Land. Und der Bernstein aus der Ostsee war nun einmal regelmässiges Handelsgut der Phönizier ebenso wie die Zinnbarren aus England, und die asiatischen Kunstwerke, die im Nord-Ostseeraum gefunden wurden, haben sich auch als echt herausgestellt. Der Lieferkontakt kann also nicht bestritten werden, nur das WIE ist fraglich. In echt könnte sich das eher so entwickelt haben: Die Phönizier haben den Handel auch nicht erfunden, nur weiterentwickelt und weiter ausgebaut, sind nachweislich auch durch Gibraltar und an der West und Nordküste Spaniens und Frankreichs tätig gewesen, und haben dauerhaften Kontakt (wie weitgehend auch immer) mit den Händlern aus dem Nord- und Ostseeraum gehabt. Es hat auch ein Wissensautausch stattgefunden, Fertigkeiten, Werkzeuge und Handelstricks wurden offensichtlich ausgetauscht, nicht nur Waren.
So würden sich die Gemeinsamkeiten der beiden "Handelsvölker" eher erklären lassen.
Vergleiche auch Homer, der diese Nordvölker (wenn auch vage) beschreibt

Das Ende der Wikinger (1050 oder 1200 n. Chr.):

Das kommt genauso plötzlich wie ihr "Auftauchen".
Je nach Quellen trieben diese WIKINGER ihr Unwesenca 250 bis 400 Jahre, nur um genauso plötzlich wieder von der geschichtlichen und politischen Bühne "abzutreten". Kaum waren sie "christianisiert" (siehe Chroniken), schon gingen sie unter (ein Schelm, wer da einen Zusammenhang vermutet). Nein, so war es nicht, schaut doch mal unter Pragmatismus nach, bei der Geschichte vom Blauzahn.
"König" Blauzahn liess sich (aus machtpolitischen Gründen=Pragmatismus) von POPO taufen, sein Sohn bestand aber auf der eigenen Religion und übernahm das Christentum nicht, ein verirrter Pfeil (nach einer prächtigen, aber unentschiedenen Vater - Sohn - Seeschlacht) fehlte im Köcher seines Sohnes, fand sich dann aber (wohlgemerkt nicht innerhalb der Schlacht abgeschossen) im Körper seines Vaters.
Anders herum erzählt macht es für mich mehr Sinn:
Der Pragmatismus und die Anpassungsfähigkeit der Wikinger war eine gerade im internationalen Handel sehr wichtige Eigenschaft, und ihre diplomatischen Fähigkeiten sind nicht deshalb geringer zu achten, weil sie der Diplomatie auch mal mit kriegerischer Stärke "nachgeholfen" haben. Leute, die den geschäftlichen und gesellschaftlichen Erfolg unabhängig von ihrer eigenen Zugehörigkeit (Glauben und Volk, Sitten ...) sehen können, sind sehr wohl in der Lage, an einflussreicher Stelle in der dortigen Bevölkerung "aufzugehen", wie das ja nun in Nordfrankreich, England und Rusland nachweislich geschah. Sie konnten ohne Gewissensbisse eine Gussform für christliches Kreuz und Thors Hammer verwenden. Sie haben sich selbst ja auch nie als Wikinger bezeichnet oder gesehen. Sie haben ihre Identität nicht aus Nationalzugehörigkeit (wir sind ein Volk) bezogen, sie wussten ganz gut, wer und was sie waren, was sie besonders gut konnten. Und so war es eben auch kein grosses Opfer, zum Wohl des Handels, der Politik, und des Einflusses "offiziell" als "christianisiert" zu gelten. Mit einer echten Überzeugung hatte das nicht allzuviel zu tun, ich würde es da mit einem Werbespruch beschreiben:

Wenn’s scheee macht

(geklaut von Müllermilch, Verzeihung, Übersetzung in etwa: wenn es schön macht) Um Euch selbst ein Bild zu machen, schaut Euch den Gedenkstein von Blauzahn mal genauer an: Zugeständnis an die Kirche, aber ein 100% Runenstein. Die Wikinger haben ihre Eigenschaften, Gebräuche und Gewohnheiten den kirchlichen Anforderungen zwar teilweise so angepasst, dass Handel, Politik und Diplomatie mit allen anderen möglich waren (und die waren eben mehr und mehr christlich), aber dennoch ihre eigenen Traditionen, Formen, und Sitten weiter gelebt und gepflegt, wodurch sich einige ihrer Besonderheiten bis heute erhalten haben. Ja, sie sind aus der Geschichtsschreibung verschwunden, aber erstens auch deshalb, weil die Kirche ihr erklärtes Ziel erreicht zu haben glaubte (sie waren jetzt ja auch Christen), und zweitens, weil sie sich hervorragend in die jeweilige dortige Gesellschaft integriert haben. Sie haben sich mit Stil verabschiedet, und sind in der jeweiligen Bevölkerung verschwunden, zumeist aber in eher höheren Positionen. So haben z.B. die Rusen, eine Gruppe der Wikinger, schnell noch Rusland gegründet (darf man erst seit der Perisstroika sagen), andere haben Frankreich und England erst teilweise regiert, und sind dann nicht mehr als Wikinger zu erkennen. Ihr prägender Einfluss aber blieb.

FASZINATION WIKINGER

Das könnte auch ein Grund sein, warum um sie herum viele Geschichten, Mysterien, Anekdoten (und auch Irrtümer) entstanden sind, und es eine Verdammung und eine Verherrlichung gleichzeitig gab. Der Grund, warum sowohl Esoteriker , moderne Hexen, Metaller (heavy metal, allgemein "dunkle Szene), wie auch Nazis ihre Elemente und Bilder verwenden, und ein Heroenkult auch durch Machwerke wie der Nibelungensaga entstand bzw gefördert wurde.
Es entstand vielerorts und in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen die FASZINATION WIKINGER.
Erwähnt sei hier nur die kleine Anekdote, in der sich (englische) Landsleute darüber beschwerten, dass die Wikinger zu viel Erfolg bei ihren Frauen hätten, weil sie so unfaire Mittel einsetzten wie mehrmals wöchentliches Baden und Haar- sowie Bartschnitt - ist ja echt nicht fair.
Sie werden von Ihren arabischen Besuchern als sehr imposante, kräftige und schöne Menschen beschrieben, ihre handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten lagen weit über dem damaligen Niveau, sie waren Krieger, Diplomaten, Händler, Sklavenhändler sogar, Und eigentlich Bauern, aber auch Entdecker.
Also, wie soll man sie beschreiben?
Waren sie all das wirklich oder überteiben wir hier?
Verherrlichen wir sie hier selber?
Wenn man dann noch, wie häufig üblich, die Normannen mit zu den Wikingern zählt, dann wird die Geschichte noch um einiges komplexer. Hier ein Beispiel von wikingers.de.
Wir beschränken uns auf die eigentlichen Wikinger, Wäräger, und Nordmänner.
Dazu findet Ihr unter links ein paar neue Deutungen, vom Heiratsverhalten (zu wenig Frauen, ...) bis zu der vermutlichen bunten und sehr figurbetonten Kleidung, die (wissenschaftlichen) Spekulationen sind zahlreich, bunt, und können nicht alle gleichzeitig stimmen, also einfach mal schaun.

Noch ein Nachtrag zur Faszination:

Sie haben eine ganz eigene und wieder-erkennbare Ornamentik, Ihre Formensprache wird durch miteinander verwirkte Bänder bestimmt, die oft eine ganz eigene Symmetrie haben, und die räumlich dargestellt werden (übereinander / untereinander), ganz im Gegensatz zu ihren Figuren, die sind eher flächig (also kein 3D).
Besonders schön finde ich persönlich, dass alle mir bekannten Funde (von Alltagsgegenständen) nicht nur gut für ihre jeweilige Funktion geeignet waren, sondern darüber hinaus eine Verzierung aufweisen, die nicht notwendig, aber eben viel schöner ist. Mehr hierzu unter Formen und Symbole.

Der Reiz dieser (eigentlich aus sehr einfachen Grundformen bestehenden) Gesamtform ist bis heute erhalten geblieben, die Faszination ungebrochen, auch wenn man nicht irgend etwas "hinein geheimnisst" Und auch die Runen üben immer noch einen dekorativen,aber auch geheimnisvollen Zauber aus.

Maz