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Frisuren, Trends und Geschmack der Wikinger

Nach ausführlicher Recherche zu dem Thema kam ich zu dem Punkt, daß ich den Artikel von der Website von Vikinganswerlady (Wikinger- Antwort-Dame), Gunnvôr silfrahárr (Siehe www.vikinganswerlady.com) als das "best-erreichbare" zu diesem Thema übernehme (und übersetze), statt einen eigenen zu schreiben. In der Folge nun meine (freie) Übersetzung mit Anmerkungen an den Stellen, wo ich es für notwendig halte: Insofern ein Glücksfall, denn Gunnvôr (Autorin) schreibt seit 1990 über die Wikinger und wird international als "Institution" gehandelt. Wir haben das besondere Privileg, mit Ihrer ausdrücklichen Erlaubnis Ihre Seiten in's Deutsche zu übersetzen, und sie so dem deutschsprachigen Interessenten zu präsentieren. Alle Fotos im Artikel stammen ebenfalls von dort. Quellenangaben bitte dort nachschauen. Danke Gunnvôr!

Hier kurz die Übersicht über die nachfolgenden Kapitel:

Körperpflege und Hygiene

Obwohl das Standard Klischee über die Leute aus der Wikingerzeit ist, das sie eine wilde Mähne, Bart hatten und dreckige Barbaren waren, ist es schlichtweg falsch. In der Realität haben die Wikinger sich sorgfältig um ihre Körperpflege gekümmert, sich gewaschen und ihre Haare kunstvoll frisiert und geschnitten.

Das wohl verräterischste Kommentar hierzu stammt aus der Feder eines englischen Geistlichen, John of Wallingford, dem Prior des Klosters St. Fridswides, der sich bitterlich beklagt hat, das sich die wikingerzeitlichen Männer des Danelaw ihre Haare gekämmt, am Sonntag gebadet haben und ständig ihre wollene Kleidung gewechselt haben, und das sie diese unchristlichen und heidnischen Dinge taten um die höher geborenen englischen Damen zu verführen. Wohlgemerkt, er empfand das als "unlauteren Wettbewerb", da sich die Damen lieber mit den Wikingern einliessen als mit den kirchlichen Honoratioren, die diese unfairen Mittel wohl nicht anwendeten (aus Fairness???).

"Es wird in der Chronologie, die John of Wallingford zugeschrieben wird, berichtet, das sich die Dänen, dank ihrer Angewohnheit sich täglich das Haar zu kämmen, sich jeden Sonntag zu baden, und regelmäßig die Kleidung zu wechseln, in der Lage waren, die Tugend verheirateter Frauen zu unterminieren und sogar die Töchter von Edelmännern dazu verführen konnten, ihre Geliebten zu werden." Wie unfair!

Der arabische Reisende Ibn Fadlan jedoch berichtet:

"§84. Jeden Tag müssen sie sich ihre Gesichter und Köpfe waschen, und das tun sie auf die dreckigste und ekligste Weise, die nur möglich ist: Nämlich bringt jeden Morgen eine Magd ein großes Becken voll Wasser, das sie ihrem Herrn darreicht, und er wäscht seine Hände und sein Gesicht und seine Haare. Er wäscht sie, kämmt sie mit einem Kamm im Wasser aus, dann schneuzt er sich die Nase und spukt in das Becken. Wenn er fertig ist, trägt die Magd das Becken zur nächsten Person, die es ihm gleichtut. Sie trägt das Becken reihum zu allen im Haushalt, und jeder schneutzt sich die Nase, spuckt hinein und wäscht sein Gesicht und Haar darin."

Der Hauptgrund für Ibn Fadlans Ekel über das Waschritual der Rus haben mit seinem Islamischen Glauben zu tun. Ein frommer Mohammedaner darf sich nach diesem Glauben nur unter fließendem Wasser, oder Wasser das aus einem Behältnis über ihm ausgeschüttet wird, waschen, sodass das Abwasser den Badenden nicht noch einmal berührt. Die Sagas beschreiben oft, dass eine Frau einem Mann die Haare wäscht, oftmals als Geste der Zuneigung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass besagtes Becken der Rus zwischen jedem Benutzer ausgeleert wurde: Ibn Fadlan hätte immer noch gedacht, dass es von der vorherigen Benutzung unrein ist. Es sieht so aus, als hätte Ibn Fadlan hier ein wenig übertrieben um seinem Ekel Ausdruck zu verleihen.

Abgesehen von Ibn Fadlan deuten nahezu alle alle Quellen darauf hin, dass die Wikinger zu den saubersten Europäern während des Mittelalters zählten. Im Sommer konnte in Seen und Flüssen oder Bächen gebadet werden, ausserdem hatte jeder größere Hof ein Badehaus (dieses war eher wie eine finnische Sauna, auch wenn baden in einer Wanne auch üblich war), während im Winter primär die beheizten Badehäuser benutzt wurden. Auf Island, wo natürlicherweise heiße Quellen vorkommen, wurde das heiße Wasser der Quellen in die Badehäuser geleitet.

Die Wikinger haben ausserdem ihre Hände und Gesichter mindestens einmal am Tag gewaschen, normalerweise morgens nach dem aufstehen. Hávamál deutet an, dass händewaschen auch vor den Mahlzeiten üblich war:

A drink needeth to full dishes who cometh, a towel, and the prayer to partake; good bearing eke, to be well liked and be bidden to banquet again.

Die Notiz des Übersetzers dieses Absatzes sagt: " Wasser, um die Hände zu waschen, und ein Handtuch, wurden vor dem Mahl gereicht."

Es scheint klar zu sein, dass regelmäßiges waschen der Hände und Haare die Norm war, und das es ungewöhnlich war, wenn sich jemand nicht sauberhalten konnte oder wollte, möglicherweise war diese Praxis für Personen, die Trauer trugen, üblich. In dem Gedicht Völuspá wird erzählt das Odin, der König der Götter, sein Haar ungewaschen lies, während er den Tod seines Sohnes Baldr betrauerte.
31.
Ek sá Baldri,
blóõgum tívur,
Óõins barni,
örlög folgin;
stóõ of vaxinn
völlum hæri
mjór ok mjök fagr
mistilteinn.
Ich sah dem Baldur, dem blühenden Opfer,
Odhins Sohne, Unheil drohen.
Gewachsen war über die Wiesen hoch
Der zarte, zierliche Zweig der Mistel.
32.
Varð af þeim meiõi,
er mær sýndisk,
harmflaug hættlig,
Höõr nam skjóta;
Baldrs bróõir var
of borinn snemma,
sá nam Óõins sonr
einnættr vega.
Von der Mistel kam, so dauchte mich
Häßlicher Harm, da Hödur schoß.
(Baldurs Bruder war kaum geboren,
Als einnächtig Odhins Erbe zum Kampf ging.
31.
Þó hann æva hendr
né höfuó kembõi,
áõr á bál of bar
Baldrs andskota;
en Frigg of grét
í Fensölum
vá Valhallar.
Vituõ ér enn - eõa hvat?
Die Hände nicht wusch er, das Haar nicht kämmt' er,
Eh er zum Bühle trug Baldurs Tödter.)
Doch Frigg beklagte in Fensal dort
Walhalls Verlust: wißt ihr was das bedeutet?
(isländische Fassung geklaut bei: http://www.heimskringla.no/wiki/V%C3%B6lusp%C3%A1)
(deutsche Übersetzung geklaut bei: http://de.wikisource.org/wiki/Edda/%C3%84ltere_Edda/V%C3%B6lusp%C3%A2)

Dasselbe wird von Baldrs Bruder Vali im Gedicht Baldrs Draumr erzählt:

(11)[The volva answered]
"Rind bears Vali in Western Halls;
but one night old, still will Vali slay him:
neither cleanses his hands nor combs his hair,
til Baldr's slayer he sends to Hel.
I was loath to speak, now let me cease"

Meine Übersetzung:
(Die Völva antwortete:)
Rind gebiert Vali in den westlichen Hallen,
nur eine Nacht alt, trotzdem wird Vali ihn erschlagen:
wäscht sich nicht die Hände und kämmt auch nicht sein Haar,
bis Baldurs Mörder er nach Hel geschickt.
Gezwungen sprach ich, jetzt lasst mich schweigen.

Eine andere Übersetzung findet ihr hier: http://www.lokis-mythologie.de/vali.html

Inhaltlich frei: Der Gott Vali (Sohn von Odin und Rind) ist gerade mal eine Nacht alt, und die Seherin (Völva) sagt vorraus, das er seinen Bruder Baldur rächen wird, und bis zum Tode dessen Mörders weder seine Hände waschen, noch sein Haar kämmen wird. Die gute alte Blutrache eben...

Hávamál weist auch darauf hin, das besondere Anlässe, wie zB das Thing besondere Körperpflege verdiente.

(61)
Well-groomed and washed wend to the Thing,
though thy clothes be not the best;
of thy shoes and breeks be not ashamed,
and still less of they steed.
  Gut gepflegt und gewaschen gehst zum Thing
auch wenn die Kleider nicht die besten sind,
für Schuh' und Hose schäm dich nicht,
erst recht nicht für dein Pferd.

Hier fehlt noch was

Kämme und Haarpflege

Die Leute aus der Wikingerzeit benutzten verschiedene Utensilien zur Pflege und zur Reinigung.

Kämme

Kopf Das vielleicht wichtigste Pflegewerkzeug war der Kamm, der nicht nur dafür benutzt wurde, das Haar zu glätten und zu entwirren, sondern auch um Dreck und Ungeziefer zu entfernen. Kämme wurden jeden Tag und von jeder sozialen Schicht verwendet. Sie wurden für den Prozess des Haare Waschens verwendet, indem man das nasse Haar beim waschen durchkämmte. Einige Gelehrte sind der Meinung, das die weit verbreitete Verwendung von Kämmen in der gesamten antiken Welt auf ihre Nützlichkeit zurückzuführen ist, Läuse und Nissen unter kontrollen zu halten.

Knochenkämme sind eines der am häufigsten vorkommenden archäologischen Funde bei den Wikingern. Zwei verschiedene Kamm-Typen wurden gefunden: aus einem Stück gefertigte und Kämme aus mehreren Teilen.

Kopf Kämme aus einem Stück wurden, wie die Bezeichnung vermuten lässt, aus einem Stück Knochen oder Elfenbein gefertigt. Die Mehrheit dieser Kämme hat Zähne auf beiden Seiten des Rückens. Dadurch das man ein geeignetes großes Stück Material für die Herstellung solcher Kämme benötigt, wurden sie fast nur aus Walknochen und importiertem Elefanten- Elfenbein gefertigt. Die Materialauswahl war sehr wichtig, da Knochen und Elfenbein eine Faser wie auch Holz haben, und man für maximale Stabilität die Zähne des Kammes genau parallel zu dieser Faser geschnitten werden müssen.

Kopf Obwohl die Kämme aus einem Stück während der Völkerwanderungszeit in Skandinavien dominieren, werden sie zur Wikingerzeit hin immer seltener. Trotzdem sind die wenigen einteiligen Kämme aus dieser Zeit aus Elfenbein (und wurden wohl aus dem Mittelmeerraum eingeführt) oder aus Walknochen. Allgemein waren sie aufwendig verziert. Einige Experten nennen sie "liturgische Kämme", obwohl es sehr zweifelhaft ist, das sie tatsächlich in der Liturgie verwendet wurden vor dem 13. Jahrhundert.

Doppelseitige Kämme aus der Wikingerzeit, egal ob aus einem Stück oder aus mehreren Teilen konstruiert, haben normalerweise feine Zinken auf der einen, und eine gröbere Zinkung auf der anderen Seite. Die feinen Zinken sind in vielen Fällen sehr engstehend, und diese Seite wurde vermutlich verwendet um Ungeziefer aus dem Haar zu bekommen. Die gobgezinkte Seite wird dafür verwendet worden sein, das Haar zu entwirren und zu frisieren bzw eine Frisur zu machen.

Kopf Mehrteilige Kämme machen die Mehrheit der gefundenen Kämme aus. Ein solcher Kamm wird aus mehreren Teilen knöchernen Materials, hauptsächlich Reh (oder Hirsch, "deer" kann beides heißen) Geweih, das in einzelne Platten gesägt oder gespalten wird, hergestellt. Die beiden Hälften für den Kammrücken wurden geschnitten und an Vorder und Rückseite des Kamms angepasst, da jedoch Geweih und Knochen eine Faser haben, müssen die Zinken an der Faser ausgerichtet geschnitten werden, was den Kamm-Macher in die Notwendigkeit zwingt, mehrere Platten für den Zinkenbereich zu nehmen, da das Ausgangsmaterial in Faserrichtung recht schmal ist. Die Platten werden so zwischen die beiden Rückenstücke gelegt, das die Maserung des Geweihs in der selben Richtung wie die Zinken verläuft, und dann fest zwischen dir Rückenstücke vernietet.

Kopf Nach diesem Schritt werden alle überstehenden Ecken am Kammrücken entfernt und der Kammrücken sauber gefeilt und geschliffen bis eine glatte Oberfläche entsteht, obwohl manchmal auch mit Absicht Überstände stehen gelassen wurden, die dann als zierende Elemente geformt, geschnitzt und mit Ritzornamentik verziert wurden. Die Platten für die Zinken werden dann als nächstes geglättet und nach Notwendigkeit zurechgestutzt, oftmals vorne an der Kante spitz geschliffen, und dann werden nun die Zinken geschnitten, meistens mit einer Spezialsäge, die zwei parallele Blätter aufweist.

Kopf Grab-Funde zeigen einen kleinen Unterschied zwischen Männern und Frauen was die Benutzung der Kämme angeht. Die Kämme von Männern werden am häufigsten mit einem Kamm-Etui gefunden, einer fast identischen Konstruktion wie der Kamm selbst, nur ohne Zähne. In den Schlitz in der Mitte des Etuis werden die Zinken gesteckt, sodass sie nicht beschädigt werden können. Frauen, auf der anderen Seite, schienen ihre Kämme in einer Börse oder Tasche am Gürtel getragen haben, also haben sie keine Kamm-Etuis gebraucht. Auf jeden Fall enthalten Frauengräber so gut wie niemals Kamm-Etuis, Männergräber hingegen fast immer.

Pinzetten, Ohrlöffel und andere Utensilien zur Pflege

Kopf Im Wikingerzeitalter wurden solche Dinge wie Wattestäbchen nicht verwendet um die Ohren zu reinigen. Stattdessen wurde ein Werkzeug, das als Ohrlöffel bezeichnet wird, verwendet.

Kopf Ohrlöffel konnten aus einer ganzen Reihe von Materialien hergestellt sein, einschließlich Knochen, Elfenbein, Silber, und andere Metalle. Frauen haben oftmals Ohrlöffel an einer Kette von ihren Fibeln (Broschen) hängend getragen, sowohl um sie jederzeit zur Hand zu haben, als auch um sie zur Schau zu stellen, da viele Ohrlöffel verziert waren. Das zweite Besteck im Foto oben zeigt das Toilettenset, bestehend aus einem silbernen Ohrlöffel und Nagelreiniger an einer Silberkette, bereit, es an einer Fibeln zu befestigen. Daneben ist ein Set aus der Bronzezeit, das aus Ohrlöffel, Pinzette, Zahnstocher und Nagelreiniger besteht.

Andere Werkzeuge zur Körperpflege beeinhalten Pinzetten und Rasiermesser. Pinzetten wurden wie Ohrlöffel ständig von Frauen mit einer Kette an ihren Fibeln befestigt getragen. Pinzetten konnten aus Eisen sein, Silber, oder sogar aus Geweih oder Knochen. Die Pinzette oben im Bild ganz links sind aus Eisen, das Set daneben aus Silber, es enthält Pinzette und Ohrlöffel. Die Dritte Darstellung von links ist eine bronzezeitliche Pinzette, die sehr ähnlich ist wie die der Wikingerzeit. Interessant ist, das Moorfunde aus der Bronzezeit beweisen, dass Pinzetten benutzt wurden, um Augenbrauen zu zupfen. Ganz rechts ist ein Rasiermesser aus der Bronzezeit abgebildet.

Frisuren und Haartrachten bei Männern

Es gibt keine "Wikingermannfrisur". Die Leute der Wikingerzeit hatten viele Varianten von Frisuren, genau wie wir heute. Einige waren in manchen Regionen wohl eher die Regel, oder der Beruf diktierte die Frisur.

Normalerweise haben nur Thralls (Sklaven, Leibeigene) sehr kurzes Haar getragen. Vermutlich hatte der durschnittliche Mann Haare in Kragen oder Schulterlänge, und sein Bart war so lang wie es für ihn praktisch und bequem war. Ein professioneller Krieger könnte allerdings eine andere Frisurenwahl getroffen haben, um die Gefahr in der Schlacht an Haar oder Bart gepackt zu werden, zu minimieren.

Der arabische Reisende Ibn Fadlan berichtet, das sich die Männer der Rus den Bart zu einem Saffran-Gelb gebleicht haben. Manche Gelehrte glauben das es warscheinlich ist, das sie auch ihre Haare gebleicht haben. Die Bleichung wurde mit einer weichen, stark basischen Seife gemacht, die überschüssige Lauge darin verursacht das ausbleichen der Haare. Plinius der Ältere berichtet über diese Praxis bei den germanischen Stämmen, und schreibt das sich Männer eher die Haare gebleicht haben als Frauen:

Prodest et sapo, Galliarum hoc inventum rutilandis capillis. Fit ex sebo et cinere, optimus fagino et caprino, duobus modis, spissus ac liquidus, uterque apud Germanos maiore in usu viris quam feminis.
Seife ist eine Erfindung der Gallier, und wird zum Röten des Haares benutzt. Sie wird aus Fett und Asche hergestellt, die beste aus Buchenholzasche und Ziegenfett, die beiden kombiniert, dick und klar. Viele Germanen benutzen sie, die Männer mehr als die Frauen.
Kopf Geschnitzter Kopf vom Oseberg Schiffsbegräbnis, ca spätes 9. Jrh Die Schnitzerei stellen einen Mann dar, der eine Kettenhaube und einen eng sitzenden Helm oder eine Haube trägt. Sein säuberlich getrimmter Bart und Schnauzer sind fein detailliert. Kopf
Gunnar in der Schlangengrube. Schnitzerei vom Schlitten aus dem Oseberg Schiffsgrab, spätes 9. Jrh Die Schnitzerei stellt einen Mann dar mit einem kurzen "Normannen-Topfschnitt". Ausserdem ist ein sauber getrimmter Bart und Schnauzer angedeutet, vielleicht ein "Ziegenbart"
Kopf Geschnitzter Kopf an einem Geweih-Griff Hier wird ein Mann mit konischem Wikinger-Helm dargestellt. Die Details auf der Rückseite deuten auf kragenlanges Haar hin. Auch er hat einen sauber getrimmten Bart und sein Schnauzer scheint mit Wachs in eine spitze, nach oben gekrümmte Form gebracht zu sein. Kopf
Geschnitzter Kopf vom Oseberg Schiffsbegräbnis, ca spätes 9. Jrh Die vielleicht realistischste Kopfdarstellung vom Oseberg-Schiffsfund. Die Schnitzerei könnte fast eine Totenmaske sein. Es ist nicht möglich, eine Vorstellung von der Haarlänge der Figur zu bekommen, aber es ist klar das er einen Pony hat. Am Kinn ist er rasiert und er trägt einen Schnauzer.
Kopf Bronzene Odin Figur Diese Statue stellt den Gott Odin mit einem konischen Helm mit Nasalschild dar. Sein Bart ist zu einer Spitze oder vielleicht einem Ziegenbart gestutzt, und sein Schnauzer ist dicht und scheint spitz und nach oben gewachst zu sein. Kopf
Helmplatte aus Torslunda, Öland, ca 6. Jrh Der Mann aus der Vendel-Zeit der auf dieser Helmplatte dargestellt ist, scheint dicht gelocktes Haar zu haben, das über den Ohrläppchen und Augenbrauen geschnitten ist. Er hat einen Schnauzer, das Kinn ist sauber rasiert.
Kopf Knöcherner Spielstein aus Lund, Schweden. Diese kleine Knochen Schnitzerei stellt einen Mann dar, der seinen langen, geflochtenen oder gezwirbelten Bart festhält. Kopf
Freyr Statue mit errigiertem Penis aus Rallinge, Södermanland, Schweden Diese Bronzefigur zeigt den Gott Freyr, der einen konischen Helmt trägt. Er hat einen langen Bart, der zugespitzt ist, und einen sehr dicken Schnauzer, der entweder zu seitlich nach oben gewachst ist, oder mit Koteletten bis unter die Ohren verbunden ist.
Kopf Thorfigur aus Bronze, Akureyri, Island, ca 1000 n. Chr. Hier ist der Gott Thor mit einem konischen Helm und sehr üppiger Barttracht dargestellt. Der Schnauzer scheint in 2 Teile geteilt zu sein, eine krümmt sich nach oben, die andere liegt im normalen Bereich, wo ein Schnauzer üblicherweise ist. Entweder ist der chnauzer wirklich geteilt, der obere Teil gewachst und hochgezwirbelt, oder vielleicht stellt es einen Schnauzer in Kombination mit einem Backenbart (kaiserliche Backenbart) dar.
Selbe Statue von vorne (links): Hier kann man klar erkennen das der Schnauzer in 2 Teile geteilt ist. Aus dieser Sicht kann man deutlich erkennen das der obere Teil ein Backenbart ist.
Kopf
Kopf Gesicht von einer emaillierten Gürtel-Schnalle Dieses Gesicht ist auf einer emaillierten Gürtel-Schnalle aus Norwegen, ca 7. Jrh. Der Mann hat kragen-langes Haar, das in der Mitte gescheitelt ist und glatt liegt, einen vollen Schnauzer, und Stoppeln am Kinn. Kopf
Blasebalgstein (bildet das Luftloch bei einer Esse (Schmied)) aus Wikingerschmiede mit Loki-Darstellung Diese Ritzschnitzerei in Speckstein soll vermutlich den Gott Loki darstellen, nachdem die Götter von Asgard ihm die Lippen zur Strafe zugenäht haben. Die Figur wird mit lockigem Haar und vielleicht einem Ponyschnitt gezeigt, und mit einem kunstvoll gezwirbeltem Schnauzer, der ganz definitiv gewachst sein musste um die gezeigte Form zu behalten.

Frisuren und Haartrachten bei Frauen

Die Frisuren für Frauen der Wikingerzeit sind laut der bleibenden Beweise deutlich weniger Abwechslungsreich. Ein Gelehrter gibt an, dass blondes Haar sehr begehrt war, und das brünette Frauen sich ihre Haare mit der selben Methoden wie der von den Germanen angewendeten Methode bleichen konnten. Hier wurde eine stark basische Seife hergestellt und in die Haare eingebracht, die Bleichung erfolgte dank der Lauge und erzielte rote oder rot-blonde Haarfarbe.

Thrall Frauen, wie auch ihre männlichen Gegenparts, mussten ihr Haar kurz geschnitten halten, als Zeichen ihrer Knechtschaft.

Unverheiratete Mädchen trugen ihr Haar vermutlich lang und offen, oder haben es mit einem Reif oder "Kransen" im Zaum gehalten, besonders bei formellen Anlässen. Manchmal konnten sie ihr Haar auch zu Zöpfen geflochten getragen haben.

Verheiratete Frauen trugen ihr Haar normalerweise zu einem Knoten am Hinterkopf geschlungen, oder auf ihrem Kopf aufgetürmt, und oft mit einem Schleier (hustrulinet), einer Kappe oder einer sonstigen Kopfbedeckung bedeckt. Etliche Quellen geben an, das es obligatorisch für die nordischen Frauen war, ihren Kopf zu bedecken wenn sie verheiratet waren, jedoch ist dies archäologisch nicht zu unterstützen. "Viele der 9. Jrh und 10. Jrh Begräbnisse in Birka enthalten keinerlei Kopfbedeckung, ganz zu schweigen von Gräbern in anderen Regionen, jedoch sind Funde von Kopfbedeckung häufiger in christianisierten Gegenden wie Dublin oder Jorvik zu finden."

Es gab verschiedene Arten der Kopfbedeckung, die Frauen zur Wikingerzeit trugen:

Kopf Anglo-Wikinger Frauen haben offensichtlich verschiedene Frisuren getragen. Zwei "Hogback" (Grabstein, mit einer Wölbung wie ein Schweinerücken, üblich ab dem 10. Jrh in den englischen Wikingersiedlungen) Steine aus Lowther, Cumbria stellen Frauen dar, die ihre Haare zu zwei Zöpfen geflochten tragen, die links und rechts über die Wangen fallen. Es wird davon ausgegangen, das die frühen Anglo-Wikinger Frauen warscheinlich keine Kopfbedeckung trugen, aber zum Ende dieser Epoche die Mode der benachbarten christlichen Angelsächsischen Frauen adaptiert haben, zum Beispiel die seidene Kapuze mit Leinenbändern, die bei der Coppergate Ausgrabung (siehe Jorvik- Kapuze unten, und die beiden linken Bilder oben, sie zeigen die selbe Kapuze, einmal unter dem Kinn und einmal im Nacken zugebunden). Eine etwas andere Kappe oder Kapuze wurde in Lincoln gefunden (im Bild die rechte).

Kopf Die Standardarten Kopfbedeckung für Wikingerfrauen beinhalten:

Kopf Kopfband oder Schapel (engl. Fillet) Das Kopfband war ein Textilband das wie ein Krönchen um den Kopf getragen wurde. Es konnte einzeln, oder zusammen mit einem Tuch oder Schleier getragen werden. Kopfbänder waren oft aus silber oder gold Metallfäden die mit Seide zu Brokat-Brettchenborte verwebt wurden. Kopfbänder dieser Art wurden von Frauen der Franken, Angelsachsen, Alemannen, Bajuwaren, Lombarden, die visigotischen Spanier (späten 6. Jrh und 7. Jrh), und die schwedischen Wikinger, getragen.

Bild Example of gold brocaded band

Für weitere Bespiele von Brokatbändern, siehe hier: http://www.cs.vassar.edu/~capriest/metaltrims.html

Kopftücher: In Dublin wurden bei Wikinger-Ausgrabungen einige kleine Textil-Fragmente gefunden, die als Kopftücher interpretiert wurden. Die vorhandenen Beispiele sind lila/purpur gefärbt und haben Fransen.

Kopf Kopf Jorvik-Kapuze: Die Jorvik-Kapuze war eine Kapuze die aus zwei rechteckigen Stücken Stoff, mit einer gerundeten Ecke und die den Hinterkopf und Nacken bedeckte. Beispiele für diese Kapuze wurden bei den Ausgrabungen i n Jorvik (York der Wikinger) gefunden. Diese Art von Kopfbedeckung war mit zwei Bändern ausgestattet, die man unter dem Kinn verknoten konnte. Die Fundstücke sind aus Seide, mit leinernen Bändern.

Kopf Kopf Dublin-Kapuze: Die Dublin-Kapuze war ähnlich wie die Jorvik-Kapuze, aber aus Wolle gemacht, mehr rechteckig und mit einer Spitze am Hinterkopf.

Wann nun Kopfbedeckungen getragen wurden, sei es nun um den verheirateten Status einer Frau zu zeigen, oder als modischer Akzent zur Kleidung, oder wegen der Wärme, die Details der Kopfbedeckung variieren je nach Zeit und Ort durch die Wikingerzeit hindurch. Dies wird in folgender Tabelle verdeutlicht:

  neuntes Jahrhundert zehntes Jahrhundert
Westliches Skandinavien
Norwegen, Island, Britische Inseln)
ein Kopfband und möglicherweise einem daran befestigten Schleier Jorvik-Kapuzen oder Dublin-Kapuzen
Östliches Skandinavien
(Schweden und östliche Kolonien)
Brokat-Kopfband Brokat-Kopfband
Kapuze mit Brokat-Besatz am Saum

Walküren Amulette mit Frisurendarstellung

Die große Mehrheit dieser Darstellungen scheint einen Pferdeschwanz zu tragen, der am Hinterkopf verknotet ist und dann frei hängt. Dies könnte aber auch ein Tuch darstellen, das den Kopf bedeckt und am Hinterkopf verknotet ist, wobei die Enden des Tuchs dann frei aus dem Knoten fallen.

Kopf Freya, Wikingerzeit Anhänger, Schweden
Dieser Anhänger wird üblicherweise als Darstellung Freyas, Göttin der Liebe und des Kriegs beschrieben. Obwohl viele Details verloren gegangen sind, Das Haar scheint entweder nah am Kopf geflochten zu sein, oder wurde unter eine eng sitzende Kappe gesteckt. Wenn es sich um eine Kappe handelt, dann scheint ein gewobenes Band auf Höhe der Augenbrauen angebracht zu sein, und es geht auch ein vertikaler Streifen über die Mitte des Kopfes.
  Kopf
   
  versilbertes Walküren Amulett, Schweden, 6. Jrh
Dieses Amulett stellt eine Walküre dar, die ihr Haar nach hinten zu einem Knoten zusammengesteckt hat. Alternativ könnte sie auch eine Wollmütze mit einem Bommel tragen, vielleicht mit Naalbinding hergestellt, das ist eine mit dem Stricken verwandte Technik.
 
Kopf Versilberter Anhänger aus Uppland, Schweden, 6. Jrh
Dieser Anhänger wird normalerweise als Walküre identifiziert, könnte aber genausogut die Göttin Freya darstellen, wenn man die herrausragende große Kette, die um ihren Hals liegt, berücksichtigt. Hier ist die Frisur der rätselhafte "Knoten" der auch auf anderen Darstellungen zu finden ist. Es ist unmöglich herrauszufinden, ob das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und dann zu einem Knoten geschlungen wurde, oder ob es zuerst geflochten und dann geknotet wurde, oder ob es sich um ein Tuch handelt, dass das Haar bedeckt und am Hinterkopf verknotet ist, sodass die Enden herunterhängen.
  Kopf
   
  Feuervergoldetes Walküren Amulet, Schweden
Die weibliche Figur ist viel mehr stilisiert als andere ähnliche Amulette. Auch hier geht man davon aus, das es sich um eine Walküre handeln soll, und ihr Haar ist auch zu dem mysteriösen Knoten geschlungen, nur dass der Knoten in diesem Fall mehr oben auf dem Kopf sitzt, statt am Hinterkopf.

Runenstein Bilder die Frauenfrisuren zeigen

Kopf Walküre, Runenstein aus Alskog, Tjangvide, Gotland Die dargestellte Walküre hält Odin einen Willkommenstrunk entgegen, als er auf seinem Ross Schleipnir nach Walhalla zurückkehrt. Auch sie hat wieder besagten rätselhaften Haarknoten im Nacken.   Kopf
   
  Hyrrokin die Riesin reitet auf dem Rücken eines Wolfes Dieser Runenstein stellt vermutlich die Riesin Hyrrokin dar. Wie auch andere Darstellungen von Frauen, wird sie wieder mit der standard "Knotenfrisur" gezeigt, auch wenn der Knoten oben auf dem Kopf sitzt und die Haare kürzer sind als sonst.
Kopf Gullgubbar, die Frauenfrisuren zeigen Einige Gullgubbar zeigen etwas mehr Details bei der Darstellung von Frisuren. Mit Gullgubbar sind kleine Plättchen aus dünnem Goldblech oder Goldfolie, in die Darstellungen von Personen eingeschlagen wurden. Auffällig oft handelt es sich hierbei um Liebespaare. Vielleicht eine Art "Glückwunschkarte" zur Hochzeit? Die Details in den goldenen Folien-Plättchen oben zeigen das die "Knoten-Frisur" aus einem Haarknoten gemacht wird, und eher kein Kopftuch oder ein Schal ist. Kopf Diese Goldfolie zeigt zusätzliche Details der Knotenfrisur. Hier ist der herrabhängende Teil der Haare scheinbar geflochten. Kopf

Andere Darstellungen von Frauenfrisuren

Reitende Walküre, Figur über der Säule in der Urne-Stabkirche Die Schnitzerei wurde nach dem Ende der Wikingerzeit gemacht, zeigt aber die traditionellen Elemente. Hier wird die Walküre mit frei wehendem Haar oder einem Pferdeschwanz dargestellt. Kopf Darstellung einer Meer-Frau, 8. Jrh Bronze-Platte Diese Frau ist auf einer Bronze-Platte, die einen ischenden Mann und eine Frau die unter ihm im Wasser schwimmt und seine Angelschnur packt. Einige Gelehrte interpretieren dies als Thor, der nach der Midgardschlange fischt, aber es könnte auch die Meeresgöttin Ran darstellen, die tote Seemänner und versunkene Schätze in ihrer Meereshalle sammelt. Wie auch die vielen Walküren Figuren, wird diese Frau wieder mit der Knoten-Frisur gezeigt.
Kopf Frau auf dem Oseberg-Wagen Welche mythologische Geschichte diese Schnitzerei darstellen soll, ist uns im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen. Sie zeigt eine Frau mit einem Mittelscheitel, das Haar ist dann in einem oder zwei geflochtenen Zöpfen nach hinten gezogen und die hinten a m Kopf zu einem Dutt gewickelt sind. Kopf
  Silberamulett einer Frau aus Birka Dieses Amulett zeigt eine grobe Darstellung einer Frau. Die Knoten-Frisur ist hier aber etwas anders dargestellt. Das Haar ist hier zu einem komplexeren Knoten geschlungen und der geflochtene Zopf oder die offenen Haarenden sind über die Schulter nach vorne drapiert. Kopf  

Ronja