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"Zielgruppen"

Ausgehene von einer Diskussion im Mittelalterforum ( Was wird auf einem Mittelaltermarkt allgemein erwartet? ) habe ich mir einige Gedanke zu den unterschiedlichen Märkten und ihren Berechtigungen gemacht.

Man verzeihe mit den gelegentlichen plakativen Gebrauch so manchen Vorurteils - aber machmal ist eine kurze Nennung eines Begriffs ausreichend, und jeder weis, was gemeint ist. Für mich sind diese in keinster Weise wertend gemeint, sondern dienen nur zu einer reinen Unterscheidung

Wie ist in meinen Augen diese Diskussion denn eigentlich entstanden? In meinen Augen sind ganz einfach unterschliedliche Zielgruppen aufeinander gestoßen, welche nicht ganz verstanden haben - oder wollten ??? - was die andere Gruppen so erwarten wollten.

Nun ist es ja so, dass sich in unserem Hobby alles mögliche - vom "Gewandungssäufer" bis hin zum "A-Papst" unter einem gemeinsamen Dach sammelt - und auch immer wieder heftig knirschend aneinander geraten. Und wenn dann eine Gruppe mit ihrere Erwartungshaltung auf die Realität einer anderen trifft - sei es in einem Forum oder auch auf einem Lager, so knirscht es dann doch gerne mal etwas heftiger.

Aber wäre es nicht viel besser, jeder würde sich einmal an die eigene Nase fassen und auch einmal die Meinung des anderen gelten lassen? Vieleicht wäre es ein Anfang, sich erst einmal Gedanken darüber zu machen, was es denn für - wie ich es nennen möchte - Zielgruppen in unserer Welt so gibt.

Aus Nürnberg kommend, sind mir einmal zwei gute Beispiele im Kopf:
Zum einen das Burggrabenfest (http://www.burggrabenfest.de/) - hier steht in meinen Augen primär die Familienunterhaltung im Vordergrund - und diesen Anspruch setzen sie doch sehr gut um.
Vor einigen Wochen war Keltentag "Die Kelten kommen" im Naturhistorischen Museum der (http://www.naturhistorischesmuseumnuernberg.de/main.php) - auch diese hat in meinen Augen ihr Ziel sehr gut getroffen.

Trennen wir es nun erst einmal in diese Rubriken:

Aber ist diese Unterscheidung schon alles? Ich denke ein klares Nein - weil hier kommen wieder die unterschiedlich ausgeprägten Gruppierungen in's Spiel. Vom Gewandungssäufer zum A-Papst - mit vielen Zwischenstufen.

Fangen wir mal unten an - bei den Besuchern:
Hier ist doch eigentlich alles vertreten - von der Familie, die ihren Kindern einfach einen netten Tag in einer romantischen Mittelalterwelt bieten will, dabei etwas herzhaftes essen will und sich einfach nur gut unterhalten wissen will - bis hin zu Besuchern, die in eine Art "belebtes Museum" gehen wollen und sich dort fachkundig weiterbilden werden wollen.
Schon eine gewisse Bandbreite, würde ich mal so sagen.

Grob würde ich hier vier Kategorien einführen:

Klar ist diese Abgrenzung recht willkürlich gewählt und es gibt eine fast unendliche Abstufung - aber für heute soll es erst einmal reichen...

So eine Kategorie rechts oder links wird noch als akzeptabel angesehen, vieleicht mit der einen oder anderen verzogenen Nase...
Aber was passiert, wenn eine Gruppe nun in die für sie falsche Veranstaltung gerät?
Sicher passt die Familie nur sehr bedingt in's Museeum, sicher fühlt sich der Museumsgast auf einem "familienorientierten Unterhaltungsmarkt" ebenso unwohl - oder eher gesagt "enttäuscht"...

Ähnlich sehe ich es aber auch mit allen anderen Beteiligten - für jede Ausprägung gibt es einen passenden Markt, und jede fühlt sich auf ihrer Kategorie am wohlsten - und je weiter man sich von der eigenen Position entfernt, umso deplazierter fühlt man sich. Und wenn unterschiedliche Gruppen "aneinandergeraten", sind Konflikte - einfach nur aus den unterschiedlichen Ansprüchen an sich selbst und an die eigene Umgebung - vorprogrammiert.

Aber muss das sein - kann ich nicht einfach auch einmal die Meinung der anderen akzeptieren und einen Konflikt auch dadurch vermeiden, den anderen einfach "seinen Spass haben zu lassen" - muss ich auf eine Veranstaltung gehen, die meinen eigenen Ansprüchen nicht genügt - und ich mich selbst unwohl fühle und es die anderen dann auch wissen lasse?
Ich sage - nein!
Machen wir uns doch selbst einmal Gedanken, was wir gerne sehen und erleben wollen und planen unsere Besuche entsprechend!
Und wenn wir mal auf den "falschen" Markt geraten, dann regen wir uns nicht über "Elfenohren, Schamanen und Trinkhörner" oder (von der anderen Seite gesehen) diese "langweiligen Erbsenzähler" auf, sondern haben Teil an deren Interessen.
Ich weis, letzteres ist für viele zu viel verlangt - Toleranz ist eine Tugend, die schon immer zu den schwersten gehört - wie sich ja auch in der Geschichte oft genug abzeichnete.
Aber sollte man es nicht einmal versuchen?

Aber bevor ich zu sehr abschweife, möchte ich dies einmal in eine Tabelle gießen:
Gruppe \ Anspruch Spass Unterhaltung Realismus Lernen
Veranstalter schwer zu sagen... Familienveranstaltungen Themenveranstaltungen Museum
Händler Trinkhörner!!! Bunte Mischung gute Nachbildungen Repliken nach Funden aus originalen Materialien und authentischen Herstellungsweisen
Gastronomen "Met und Metbier" "Bratwürste und Flammkuchen" "deftige Eintöpfe" und "Totes Tier am Spieß" Authentische Gerichte
Darsteller meist weniger wichtig... Gaukler, Schaukampf, Handwerk historische Tänze, Handwerk historisch korrekte Darstellungen aller Art
Lagernde "Fantasy" bunte Mischung die letzten Maschinennähte verschwinden meist weniger relevant
Besucher "Gewandungssaufen" Familienausflug Interessierte Besucher Fachkundige Besucher

Nur was machen wir aus so einer Tabelle? Klar, die für uns passende Veranstaltung raussuchen *smile* - und damit viel Glück keinen Schiffbruch erleiden...

Was ich mir mal wünschen würde, wenn Veranstalter kund tun würden, welche Zielgruppe sie denn so ansprechen (und dabei ehrlich wären) - dann wären weder die Mitwirkenden noch die Besucher enttäuscht, wenn die Erwartungen nicht enttäuscht werden - wobei

Gut, und wo sehen wir uns als Mastermyr nun eingeordnet - ich würde sagen, wir sind in der Rubrik "Realismus" vertreten. Nicht alles, was mir machen, ist rein "A", aber mit den meisten Dingen, vor allem dem Handwerk sind wir sehr nah dran - auch wenn wir in einigen Dingen einfach unserer modernen Zeit Rechnung tragen müssen...

Michael