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Mastermyr - Truhe

Aus dem Inhalt der Kiste von Mastermyr (Mästermyr)

Funde und Bauanleitung einer Truhenrekonstruktion
Fund im Museum Oslo

Hier seht Ihr die gefundenen Werkzeuge samt Truhe, Diese war absperrbar und diente wohl auch als Sitzbank. Meine Zeichnungen zeigen sie mit (möglichem) Holzgriff, so wie sie vermutlich um 1000 n.Chr. tägliche Verwendung fanden. Die Ausrüstung war für einen einzelnen Handwerker ziemlich umfangreich und für mehrere Fachgebiete geeignet. Zu dieser Zeit bei einem hiesigen Handwerker nicht nur undenkbar, sondern Frevel!

Ausführliche Beschreibung des Kisteninhalts (englisch)
Bilder zu dieser Beschreibung

Holzwerkzeuge

Handsaege Handsaege Handsaege
Handsäge Stemmeisen und gekröpftes Hohlkehleisen Sägeblätter und Bügelsäge

Bemerkenswert ist u.a., dass zusammengelegte Sägeblätter gefunden wurden, die beim Gebrauch vermutlich von einem "Bogen" o.ä. gespannt wurden. Auch eine "PUK-Säge" war dabei (also inkl. Bügel). Die Zahnungen sind, soweit noch vorhanden, mit heutigen identisch, es fand sich sogar eine "verschränkte" Version, sowie eine "Japansäge" (Mikroverzahnung für müheloses Sägen ohne Kraft)

Beilkopf 1 Beilkopf 2

Hämmer und Beile

Die Hammerköpfe und Beilköpfe waren mit einem Stiel- Loch versehen, wodurch der Holzstiel leicht zu ersetzen war. Aufgrund ihrer Formgebung waren sie hervorragend für die Oberflächen- und Formbearbeitung von gespaltenem Holz geeignet, d.h. sie liefen dem Faserverlauf gut nach. Natürlich konnte man damit auch etwas "abhacken" (z.B. für größere Holzstücke. Sägen wurden eher für kleine Stücke verwendet.

Ziehklingen

Ziehklingen

Die viereckig und rund geformten Eisenbänder habe ich wieder mit einem Holzgriff (erfunden) versehen, damit man sich die Anwendung besser vorstellen kann. Sie wurden erst mit dem Griff so stabil, dass sie verwendbar waren. Mit ihnen konnte die Oberfläche rund oder viereckig "abgezogen" oder auch "ausgekehlt" (Vertiefung) werden.

Schmiedewerkzeuge

Ambosse Warum sind Schmiede eigentlich selten schmächtig?
Das könnte mit der Tätigkeit und dem Gewicht des Werkzeugs zu tun haben. Die Schmiedezangen sind nicht so schlimm, aber die Hämmer sollten in mehreren Größen vorhanden sein (1, 2, 3, 5, 10kg). Der Amboss muss fest stehen und wiegt meist ein paar hundert Kilo oder ist zusätzlich befestigt, bockschwer ist er allemal. Um diese Werkstatt transportabel zu machen, braucht man einige starke Männer, einen Hubwagen, sowie einen belastbaren Anhänger haben. Oder aber "tricksen": Dieser Handwerker hat sich nur den Teil vom Amboss mitgenommen, der notwendig ist, also die Form bzw. die Oberfläche, jeweils versehen mit einem Dorn. Vor Ort hat er sich dann einen großen Holzklotz oder Baumstumpf gesucht, und seinen Amboss in das Holz eingeschlagen - extrem stabil und LEICHT - geht doch! Er hat also mit geschätzten 30kg trotzdem eine stabile Schmiede betreiben können An der Schmiedezange ist noch interessant, dass sie nachträglich feuergeschweißt wurde, also in der Glut ein zusätzliches Teil .an-geschmiedet. wurde. Damit ist auch diese Technik zweifelsfrei nachgewiesen (Lehmummantelung und hohe Temperatur notwendig). Diese Technik war auch für die Verschweißung unterschiedlicher Metalle verschiedener Härte notwendig und ist seit 1400 v.Chr. bei den Assyrern nachgewiesen. Voraussetzung für Schwerter, Werkzeuge und alles, was fest, scharf und elastisch sein muss Umbauzweck (vermutlich) damit man sie in ein Loch im Holzbock stecken konnte (eine Hand frei?)
Zange
Kein Schmied, den ich kenne, hält etwas von einem kleinen, leichten Amboss, aber jeder Schmied, der mobil arbeiten möchte (oder muss), findet die Idee von einem kleinen, leichten Amboss toll, wenn er trotz dem stabil ist, so dass man vernünftig darauf arbeiten kann. Und genau das geht, wenn man diese Teile in einen umgesägten Baum oder in einen massiven Holzklotz haut. Wenig zum Schleppen, aber stabil zum Arbeiten. Gute Idee!

Hämmer

Hammerköpfe
Hammerköpfe (verschiedene Formen und Größen), jeweils mit gleichförmigem Loch für Holzstiel
Meissel
Meißel für Metall Bearbeitung
Wir schließen aus den Funden, dass die Wikinger Handwerker sich (auch auf ihren Fahrten) Fertigkeiten von allen angeeignet haben, mit denen sie zu tun hatten, ob Raubzug oder Handel, egal. Daraus haben sie für sich die besten Möglichkeiten weiterentwickelt (weitere praktische und qualitative Verbesserung). Erste Industrie-Spionage? Möglich. Auffällig sind Qualität und Servicefreundlichkeit der Werkzeuge, durch die gleiche Form des Stilloches war es z.B. sehr schnell passiert, einen abgebrochenen Stil zu ersetzen. (echt professionell, vor 1000 Jahren!)

Wir haben uns nach diesen Funden die Werkzeuge nach-gebaut, und bei ihrer Verwendung festgestellt, dass dieses Set ziemlich vollständig und universell zu verwenden ist. Wir haben beim Bau auch nur die Techniken verwendet, die nachgewiesen waren (Brünieren, Härten ...Siehe Metallbearbeitung). Nur bei den Sägen waren wir aufgrund der Verrostung nicht sicher, ob unsere Verzahnung und der Schliff authentisch sind. Schneiden tun sie, dann sind wir eben auch mal pragmatisch, hat ja Tradition! Wir haben dann gemerkt, dass z.B. diese Meißel auch hervorragend zum Bearbeiten von Stein (auch Speckstein) geeignet sind. Man braucht nur noch ein paar zusätzliche Formen, und muss die Winkel der Schneiden je nach Verwendung anpassen. Auch die Härtung muss der Verwendung folgen: Reiner Handbetrieb = höhere Härte und Schärfe möglich. Hammerbetrieb: Wegen Gefahr des Zerspringens nicht ganz so hart machen, lieber einmal mehr schärfen. Merke: Ein zersprungener Meißel ist gefährlich und tut echt weh!

Die Meißel scheinen für Metallbearbeitung zu sein, für das Holzspalten wären sie breiter, flächiger. Oder sie waren zum Punzen da.

Maz