Logo von Mastermyr fahrende Handwerker in der Tradition der Wikinger

Geht euch ein Licht auf?

Ausreichendes Licht war lange Zeit ein großes Problem der Menschheit. Wie kriegt man es nach Sonnenuntergang hell genug, um etwas zu arbeiten, seinen Weg zu finden, oder auch einfach die Frage wie man eine Behausung ohne Fenster erleuchtet bekommt?

Bis zum Jahr 1783, in dem die Argand-Öllampe (http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Beleuchtung) erfunden wurde, war die einzige Möglichkeit einer künstlichen Beleuchtung die offene Flamme. Ob diese Flamme nun von einem Herdfeuer, einem Kienspan, einer Fackel oder von einem mit Talg, Öl oder Wachs getränktem Docht herrührt, es blieb eine offene Flamme, die auch eine gewisse Brandgefahr mit sich bringt. Aber eben hell und kurz (Kienspan) oder nicht hell und länger + blakt und russt.

Kleine Warnung am Rande: in einem Zelt oder unbeaufsichtigt niemals eine offene Flamme brennen lassen! Auch wenn es nicht authentisch ist, greift hier bitte auf elektrisches Licht zurück!

Wie haben aber nun die Wikinger ihre Behausungen und Wege beleuchtet?

In der Szene recht verbreitet ist die so genannte "Visby" oder Rohhautlaterne. Sie sieht sehr dekorativ und "urig" aus, und hat den Vorteil, die Flamme durch den Rohhautschirm vor Wind zu schützen, ist aber leider durch keinen Fund zu belegen. Ähnliche Laternen sind erst um 1240 in der Maciejowski-Bibel für die Kreuzfahrer erstmals erwähnt worden.
Für die Visby Laterne gibt es so viele Anleitungen, das ich hier darauf verzichten möchte, selbst eine zu erstellen, auch wenn wir schon selbst einige solcher Laternen gebaut haben.
Wer dennoch gerne eine Bauanleitung haben möchte, soll doch bitte in das Sonderheft Wikinger Kodex von Karfunkel schauen, oder z.B. hier: http://www.lif-thrasir.de/laternen.htm
Dort ist die schönste Anleitung die ich bisher gefunden habe zu sehen. An dieser Stelle auch mein Kompliment an den Laternenbauer :-) Wer es etwas günstiger nachbauen möchte, dem sei hier noch der Tip mit der Schweineblase vom Schlachter gegeben:
http://www.gripandilag.de/articles.php?id=9
wie man die Blase erstmal in brauchbaren Zustand bekommt. Man kann eine Schweineblase wohl auch im nicht getrocknetem Zustand vorsichtig gegenüber der Harnröhre aufschneiden, sie zusätzlich wässern und dann ganz vorsichtig als Schlauch über die Laterne ziehen und dort trocknen lassen. Hierbei muss man allerdings sehr aufpassen, das die Blase dabei nicht reißt.

Schalenenlamen - York
aus The Archaeology of York: The Pottery Coppergate, York, Anfang 10. Jh.
2 Hängelampen, 1 Schalenlampe
Soderla, und welche Beleuchtungsformen sind jetzt für die Wikinger überhaupt nachgewiesen?

Kerzen aus Bienenwachs gab es natürlich, waren aber unglaublich kostbar und teuer. Von den Christen wurden sie zu sakralen Zwecken eingesetzt. In Mammen und Jelling hat man in Gräbern Kerzenüberreste gefunden, jedoch handelte es sich hierbei um Christengräber, den anderen Grabbeigaben nach zu urteilen.

Ein Herdfeuer gab es selbstverständlich in jedem Haus, sowohl als Lichtquelle als auch als Wärmequelle und natürlich zum kochen. Schätzungsweise wurde dort abends etwas mehr Wert auf Flammen als auf Glut gelegt.

Schalenlampe - Bodenspieß
aus Wikinger,Warärger, Normannen, S.268 Oseberg-Grab
Schalenlampe mit Bodenspieß
Kienspäne (Harzgetränktes Holz in ca Fingerdicke Stücke gespalten, vorwiegend Kiefernholz) brennen gut, sind günstig und leicht herzustellen, aber brennen eben nicht allzulange. Man muss sie alle paar Minuten gegen neue ersetzen. Für den Weg zum Sch***haus in der Nacht aber bestimmt praktikabel.
Für Kienspäne könnte allerdings der Feuerrost sprechen, der in Mastermyr gefunden wurde.Eine mögliche Interpretation für dessen Nutzung wäre, das man ihn aufhängen und ein brennendes Scheit drauflegen konnte.

Fackeln sind der logische nächste Schritt zu Kienspänen. Das Harz lässt sich auch auf Fasern aufbringen, die man um einen Stock wickelt. Das Holz ist hierbei dann nur noch Trägermaterial und kein Brennstoff mehr.

Schalenlampen wurden hingegen einige gefunden.

Schalenlampe - London
Lampe, London, 10.Jh.
Bildquelle: http://72.rapidforum.com/topic=103586832697&search=lampe
Da wäre zum einen ein 16cm durchmessendes Exemplar aus Eisen an einem 86cm langen Spieß das im Oseberg Grab gefunden wurde.

In Haithabu, London und York wurden Schalenlampen aus Ton gefunden, in Lund und Trondheim welche aus Speckstein. Im Endeffekt kann jede Schale aus feuerfestem Material mit Öl, Tran oder Talg gefüllt worden sein und mit Dochten zur Lampe umfunktioniert werden.
Schalenlampen sind mit Fuß zum hinstellen und mit Spitze zum aufhängen gefunden worden (jedoch ohne Hängevorrichtung, diese war also vermutlich aus einem Material, das die Jahrhunderte nicht überdauert hat (Lederriemen oder Garn).

Solche Lampen kann man sich sehr leicht aus Ton selbst formen (manche Tonhändler oder Bastelgeschäfte, die Ton verkaufen, bieten Lohnbrennerei an). Oder man schnitzt sie sich aus Speckstein. Wir werden demnächst mal eine in Angriff nehmen, und dann folgen auch weitere Bilder.
Als Brennstoff kann man Öl verwenden, was allerdings recht gefährlich ist, falls die Lampe mal umfällt. Etwas sicherer wäre die Variante, wenn auch nicht ganz authentisch, die Lampen daheim mit geschmolzenem Wachs oder Paraffin zu füllen. Wenn die Lampe nicht von aussen einsehbar ist, kann man auch ein Teelicht hineinstellen.

Wenn man es ganz authentisch möchte, sollte man die Lampe mit Talg füllen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Talg) Dieses kann man leicht aus Schlachtabfällen vom Rind gewinnen, indem man es in einen Topf mit Wasser schmeißt und Kocht, bis das Fett oben schwimmt. Nach dem Erkalten wird es fest und kann als weiße Masse von der Oberfläche herausgelöffelt werden.

(Tip: kocht euch doch mal eine leckere Rindfleischsuppe, da fällt auch einiges ab)

Als Docht kann ein Holzsplitter verwendet werden, ein gekaufter Docht der etwas steifer ist, oder ihr probiert es selbst mit Hanf oder Flachs einen Docht zu drehen oder flechten. Er muss nur steif und lang genug sein, das er nicht im Brennstoff versinkt oder hineinrutscht, sondern 1-2 cm über die Oberfläche hinaussteht.

Ronja