Logo von Mastermyr fahrende Handwerker in der Tradition der Wikinger

Wie soll man denn dann noch arbeiten?

kein Bandschleifer keine Bohrmaschine keine Flex keine Kreissaege
  keine Oberfraese keine Schleifmaschine kein Tellerschleifer  

Habt Ihr das Tabuspiel (unter "wer sind wir") mal angeschaut: So ähnlich geht es mir jetzt bei diesem Thema: Geht doch mal in eine gut ausgestattete Werkstatt und legt alles in eine Kiste, was nicht als authentisches Werkzeug zu nutzen ist.
HALT !
Macht es lieber umgekehrt !
wühlt Euch durch Werkzeug, Maschinen und Hilfsmittel und nehmt Euch eine kleine Zigarrenkiste für das Werkzeug, das es um 800 nach Christus auch schon gegeben hat.
NA?
nichts gefunden?
Jetzt wart Ihr etwas zu kritisch, aber gehen wir es der Reihe nach durch:

kein Baumarktwerkzeug keine Kunststoffgriffe kein moderner Hammer
keine gesenkgeschmiedeten Werkzeuge kein einheitlicher Werkzeugsatz kein Baumarktwerkzeug

Richtig ist, da ist nichts dabei, was wir als authentisch bezeichnen könnten, aber es ist auch nicht so, dass gar nichts bleiben würde.
Fragt doch mal nach altem, kaputten Werkzeug, und siehe da, da findet sich einiges, was sich (wenn auch zu anderem Zweck) sehr gut verwenden lässt.
Aber zuerst müssen wir zwei Sorten von authentischem Werkzeug unterscheiden:

Ideal ist es natürlich, wenn ein Werkzeug beide Anforderungen erfüllt, etliche meiner Lieblingswerkzeuge sind für beides zu gebrauchen.

Woran erkennt man ein nicht-authentisches Werkzeug?

Oder besser, was darf es nicht haben? Wirklich echt altes Wikinger-Werkzeug könnt Ihr Euch unter Mastermyr-Truhe anschauen. Ich habe es aus Copyright-Gründen gezeichnet, aber es entspricht den Funden ziemlich genau
Die Fotos vom Original findet Ihr über die Linkseite

Und wie sieht authentisches Werkzeug aus?

Eine Schere z.B. hatte auch damals geschliffenen und parallele Schnittflächen, sonst hätte sie nicht geschnitten.
Die Sägen hatten auch verschiedene Zahnungen, und diese waren sogar verschränkt und sehr scharf, sonst sägt es nicht (oder nicht gut).
Auch die Schlagfläche einen Hammers war eben, teilweise sogar poliert, wenn er z.B. zum Treiben war.
Die Klingen von Ziehmessern waren relativ gerade und scharf, die Klingen von Stemmeisen oder Schnitzeisen auch.

Also durchaus gutes Werkzeug, dass man heute 1 zu 1 verwenden könnte.

So manches heute verkaufte "Baumarkt"-Werkzeug ist schlechter.

Aber die manuelle Herstellung war eben zu sehen, so konnte man noch Spuren vom Schmieden sehen, da, wo nicht die Klinge war (hat ja keinen Einfluss auf die Funktion), oder der Griff hatte die natürliche, gewachsene und nicht so exakte Form (liegt eh besser in der Hand), oder es war abgewetzt oder geflickt.
Die Griffe an der Zange waren eben nur geschmiedet, und das nicht immer rund (wozu auch?), und:
2 ganz gleiche gab es nicht, Werkzeug war wertvoller, individueller Besitz.
Wie viel Schafe man für eine Schmiedezange zahlen musste, weiss ich nicht, aber teuer war es sicher.

Die zwei Arten von "authentisch":

Wer im stillen Kämmerlein etwas herstellt, was den Anspruch auf Athentizität erfüllen soll, der kann dies durchaus mit Werkzeug tun, auf dem deutlich sichtbar der Name eines Baumarktes prangt, solange das Ergebnis die Anforderunhgen erfüllt.

Dass man nicht mit original gefundenem, sondern in der Jetztzeit hergestellten Werkzeug arbeitet, sollte auch dem letztem Authentic- Freak klar sein.

Wenn nun jemand aber auf einem Markt eine Vorführung machen möchte, dann braucht er Werkzeug, das auch von der Optik seine Ansprüche an Authentizität erfüllt. Das ist ein ganz anderer Aufwand, denn da gibt es ein paar Haken.

Erstens ist es meist gar nicht käuflich zu erwerben, und wenn, dann unerschwinglich, oder aber, man lässt es sich von einem Schmied und einem Werkzuegmacher authentisch herstellen, aber das ist auch teuer, und die meisten Schmiede können zwar schön schmieden, aber von Werkzeug haben sie nicht immer eine Ahnung.
So entsteht oft Werkzeug, das zwar jetzt authentisch aussieht, nur lässt es sich kaum wirklich verwenden:
Die Schneide bleibt nicht scharf, die Standzeit ist zu niedrig, oder die Schneide ist so hart, dass sie immer wieder ausbricht.

Das war für mich ein Hauptgrund, mir mein Werkzeug vom Schmieden bis zum fertigen Werkzeug selber herzustellen, und inzwischen mache ich das auch für Freunde, wenn also da jemand einen konkreten Bedarf hat, da weiss ich oft eine recht bezahlbare Lösung. Leider kann ich diese Form von Werkzeugbau nicht allen anbieten, es lohnt sich für mich nicht, und ich käme auch zu nichts anderem mehr, aber in Einzelfällen helfen ist immer drin.

Also es muss authentisch aussehen, aber funktioniernen wie ein richtig gutes Werkzeug.
Aber auch ich brauche für jedes komplett neue Werkzeug mehr als nur einen Versuch, und meine Hochachtung vor den Kollegen vor ca 1000 Jahren ist enorm gestiegen, denn sie hatten wirklich nicht ganz die Mittel, die mir heute zur Verfügung stehen.

Bitte schaut Euch auch mal die alternativen Werkzeuge an, oft sind die wirklich gut genug. Und wenn Ihr auf einem Markt mal jemand seht, der authentisches Werkzeug hat, und damit wie selbverständlich arbeitet, dann sagt ihm ruhig, dass Ihr das zu schätzen wisst, er freut sich bestimmt.

Dieses Werkzeug ist zwar alt, aber immer noch weit weg von "authentisch", aber als "Arbeitswerkzeug" (nicht zum herzeigen) durchaus geeignet.

Diverse haltauthentische Werkzeuge

Habt Ihr inzwischen mal in die Mastermyr-Kiste (Truhe) geschaut ? Ihr findet dazu auf der Linkseite auch noch wirklich schön gemachte Repliken (Nachbauten), aber hier geht es jetzt mehr darum, wie man (in begrenztem Umfang) authentisches Werkzeug selber herstellen, oder mit nur geringer Unterstützung bauen kann.

Stechbeitel diverse Rechts seht Ihr altes Arztwerkzeug, ist aus Edelstahl, recht weich, aber doch gut scharf. Die beiden mit den Holzgriffen sind da schon vorzeigbarer: Das kleine mit dem dunkleren Holzgriff ist selbst geschmiedet, der Griff ist gedreht und gewachst, das passt. Das andere war ein Stemmeisen, der Griff ist ganz Natur, aber es ist ein Stempel eingeschlagen, zum Herzeigen geht das also nicht.

Stechbeitel historisch Links nochmal die beiden, Ihr könnt sehen, wie krumm der Griff ist, aber er liegt gut in der Hand. Beide sind von Hand geschliffen (siehe a guade Schneid) und vorn gehärtet, und blieben schön lange scharf. Bei dem kleinen (unten) könnt Ihr noch die Spuren vom Schmieden sehen, es ist auch nicht 100% viereckig.

Stechbeitel Schneiden Stechbeitel Detail

Stichel Links seht Ihr 2 weitere "selbst-geschmiedete" Eisen, die ich für feine Arbeiten an Steinen brauche, die Eigenschaft "geschmiedet" wurde belassen, weil es keinen Vorteil in der Anwendung bringen würde. Ganz links aussen liegt (schön rostig) das Ausgangsmaterial, ein abgebrochener Meissel. Als Organspender ist das ein Super-Material, beim Schmieden verliert es ein wenig seine Härte, lässt sich besser bearbeiten, und dann wird es (nur vorn) gehärtet, damit die Scheiden hart genug zur Steinbearbeitung sind.

Stechbeitel und Rundmesser die beiden rechts sind ja schon bekannt, und das andere habt Ihr ev. auch schon mal in der Hand gehabt, es war mal ein Wiegemesser, wie man es z.B. zum Kräuter Kleinhacken verwendet. Jetzt dient eine Seite als Rundmesser, die andere zum Glätten von Oberflächen bei Stein.

TIPP: GELD SPAREN

und doch authentisch Man muss nicht viel Geld für authentisches Werkzeug ausgeben, denn man kann ausnahmsweise einmal von der "Wegwerfgesellschaft" profitieren, in der wir leben. Egal ob auf dem Wertstoffhof oder beim gut ausgerüsteten Handwerker:
Werkzeuge, die krumm oder stumpf geworden sind, werden nur dann wieder "hergerichtet", wenn dies durch Schleifen oder Schärfen möglich ist. Schon eine grosse Scharte oder ein abgeplatztes Eck macht "Schrott" daraus, aber genau den brauchen wir:
Stemmeisen, Feilen, Schraubenzieher (-Dreher), Drehmeissel, Bohrer, Gewindeschneider... alles, was aus einem guten, oft gehärteten Stahl ist, eignet sich als Ausgangsmaterial. Und ein guter Handwerker arbeitet auch mit gutem Werkzeug, so kann man leicht und ohne Geld an so einige "Grundmaterialien" kommen, die man nur noch "Umarbeiten" muss. 90% brauchen wir die Metallteile.

Und natürlich dürft Ihr es erst mal mit Flex und Bandschleifer grob in Form bringen, es wird ja so wie so etwas kleineres daraus als ursprünglich. Wenn es vorzeigbar sein soll, kommt Ihr um die Handarbeit nicht drum herum, die letztendlich sichtbare Oberfläche muss schon nach Handarbeit aussehen und nicht nach Maschine. Auch der Schliff oder die Schneide muss handgeschliffen sein, so gleichmässig wie möglich, aber eine kleine Unregelmässigkeit ist eher ein Gütezeichen als eine Macke. Die Spuren der maschinellen Bearbeitung würde man sehe (siehe Werkzeugspuren)

Das Repertoire an selbstgebautem Werkzeug ist gross, aber 90 % brauchen wir verschiedene Grössen von Schneiden, Klingen, Sticheln, und Prägeeisen. Also verschiedene Messer, Schabklingen, kleine Meissel und Stemmeisen (Schnitzeisen), Ziehklingen, Lochwerkzeuge (Ahlen), und stumpfe Werkzeuge wie Nieteisen, Leder-präge-Eisen, und vieles mehr. Hauptzweck ist Holz, Leder, Blech, und Steinbearbeitung, sowie Näharbeiten.

Eine Säge oder Feile ist nicht so leicht herzustellen, und ein wenig Ahnung von Metallbearbeitung solltet Ihr schon haben, es bleibt eine anstrengende und langwierige Arbeit.

Man kann auch einen gesprungenen Schleifstein noch verwenden, und kleinere Schleifsteine daraus machen, das Blatt eine Bandsäge wir zu vielen kleinen Handsägen mit Holzgriff, und vieles mehr.

Mehr hierzu unter Werkzeuge bauen.

Einige Werkzeuge kann man auch billig "authentisch" kaufen, z.B. haben sich die einfachen Schmiedezangen kaum verändert, und auch Hämmer können mit geringfügiger Modifikation auf alt "getrimmt" werden. Die eingeschlagenen Stempel kann man raus bekommen, und ein selbst-gemachter, leicht krummer Stil ist auch schnell gemacht.

Ein Schmied im Bekanntenkreis ist natürlich nützlich, sofern man das nicht selber kann.
Und wenn ihr gar nicht selber weiter wisst, kann unser Werkzeugmacher Euch auch mal behilflich sein. Für Handwerker gibts da die üblichen Lager- Konditionen, das ist dann meist doch erschwinglich.

Wenn es Euch interessiert, können wir gern auf das Werkzeugthema weiter eingehen, sagt Bescheid, wenn Ihr Interesse habt.

Maz